Siegfried Weber, Militärpfarrer, Vorsitzender von Glaube und Heimat




Siegfried Weber,
Militärpfarrer,
Vorsitzender von
Glaube und Heimat


Die Reife des Herbstes
Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie diese Zeilen lesen, hat sich der Sommer schon geneigt und geht über in eine nicht minder schöne Jahreszeit, den Herbst. Die Blüte des Sommers kommt zur Reife des Herbstes. Überall sieht man die reifen Früchte auf den Feldern und an den Bäumen, und fleißige Hände bringen die Ernte ein, um Vorräte für den Winter anzulegen. In der alten Heimat war es überlebenswichtig, mit einem gefüllten Keller und einer vollen Scheune in den Winter zu gehen. Heute ist es nur noch wenigen Menschen in unseren Breiten verständlich, welche Bedeutung eine gute Ernte und genügend Vorräte im Keller haben. Das ganze Jahr hindurch kann man sich heute kaufen was das Herz begehrt und frisches Obst und sonstige Früchte sind das zu jeder Zeit im Supermarkt zu haben. Wozu sich also Gedanken um eine gute Ernte oder über die Arbeit der Landwirte zu machen?
Trotz diesen schier unbegrenzten Möglichkeiten feiern wir als Christen auch heute noch Erntedank. Danken und Dankbarkeit ist eine Grundhaltung aus dem Wissen, daß wir vieles im Leben nicht machen und nicht erschaffen können, es ist uns geschenkt. Wir säen aus, wir begleiten das Wachstum, wir geben unseren Teil dazu, aber bewirken können wir das Wachsen nicht, es ist Teil der Schöpfung Gottes, es ist ein Geschenk an uns.
So sind schon im Alten Testament viele Textstellen zu finden, die Wachstum und Gedeihen direkt mit dem Segen und Wohlgefallen Gottes in Verbindung sehen.

„Fürchte dich nicht fruchtbares Land! Freu dich und juble, denn der Herr hat großes getan! Fürchtet euch nicht, ihr Tiere auf dem Feld! Denn das Gras in der Steppe wird wieder grün, der Baum trägt seine Frucht, Feigenbaum und Weinstock bringen ihren Ertrag. Jubelt, ihr Söhne Zions, und freut euch über den Herrn, euren Gott! (Joel 2, 21ff)“
Diese Erkenntnis verändert Menschen, sie werden Dankbar gegen Gott und gegenüber ihren Mitmenschen und das mit ganz praktischen Folgen. Der Dank für das tägliche Brot ist aber mehr als nur die Nahrung für den Bauch, es ist der Dank für alles was uns im Leben geschenkt wird, ohne dass wir es uns verdienen können: Liebe, Zuwendung, Vertrauen, aber auch Gesundheit und Lebensfreude, Glück, und inneren und äußeren Frieden.
Erntedank liebe Leser, ist aber auch ein Bild für den Herbst des Lebens, ein Rückblick auf das persönliche Leben. Auch diese Früchte sind wichtig und hoffentlich reichlich vorhanden. Gerade hier wird uns oft bewusst wie sehr wir auf andere Menschen, auf Gottes Hilfe und seinen Segen angewiesen sind. Da zählen weniger die materiellen Güter sondern die Früchte die vor Gott Bestand haben und die Lebensschätze, die nicht Rost und Motten zerfressen.

Ich wünsche uns schöne und gesegnete Herbsttage mit reicher Ernte und Großer Dankbarkeit gegenüber Gott und unseren Mitmenschen.

Euer
Siegfried Weber, Vorsitzender
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