Stippler

 

 


Stefan Stippler
Ortsbetreuer der Stadt Hostau,
Beirat im Vorstand
von Glaube und Heimat

 

Liebe Leserinnen und Leser,
der damalige Dechant von Hostau vermerkt in der Pfarrchronik: „Im Februar 1887 wird als weitere Bereicherung der Liturgie der Blasius-Segen in Hostau eingeführt, dessen Erteilung hier noch nicht üblich gewesen ist.“

Ist es nicht erstaunlich, dass Brauchtum, das wir für alt überliefert halten, in manchen Gegenden noch eine gar relativ junge Vergangenheit hat? Was wissen wir eigentlich genaues über den heiligen Bischof Blasius? Um was geht es bei dem Blasius-Segen konkret, außer dass man nach dem äußeren Anschein nach auf ein Jahr ohne Halskrankheiten hoffen kann? Wird das dem heiligen Blasius gerecht?

„Bewahre uns vor Krankheit und Schaden in diesem zeitlichen Leben und hilf uns in aller Not, damit wir das ewige Heil erlangen” heißt es im Tagesgebet der Messfeier am 3. Februar. Es erklärt den Sinn deutlich und der Text lässt keine Missverständnisse aufkommen: Ein Heiliger ist kein Magier und als Lebensziel des Menschen ist das Heil wichtiger als die Heilung.
Blasius war Bischof in seiner Heimatstadt Sebaste in Armenien zur Zeit des Kaisers Licinius (308-324). Bei einer Christenverfolgung soll er um 316 als Glaubensmärtyrer gestorben sein. Seine Leidensgeschichte ist uns in mehreren Versionen in stark legendarischer Form überliefert. Während der Verfolgung soll sich Blasius in einer Höhle versteckt haben. Hier ließen sich die Tiere des Waldes von ihm segnen und heilen. Als er von Jägern des Stadtpräfekten Agrikolaos entdeckt und ins Gefängnis gebracht wurde, bewahrte er im Gefängnis bzw. auf dem Weg dorthin einen Jungen vor dem Ersticken an einer Fischgräte. Mensch und Tier versprach er Rettung in der Not, wenn sein Name angerufen werde. Eine arme Frau, deren Schwein von einem Wolf geraubt worden war und der seinen Raub auf Befehl des Heiligen unversehrt zurückgab, brachte ihm Kopf und Füße des Schweins mit Früchten und einer Kerze in Gefängnis. Blasius segnete die Kerze und bestimmte sie zu seinem Symbol. Nach der Legende wurde er mit sieben Frauen und zwei Söhnen der Frauen ausgepeitscht, mit eisernen Kämmen gemartert, in einen Teich geworfen und schließlich enthauptet.

In der Volksfrömmigkeit ist Blasius durch den Blasiussegen verankert, der an seinem Festtag im Gottesdienst bzw. nach den Messen am Fest Darstellung des Herrn (früher: Mariä Lichtmess) am 2. Februar erteilt wird. Mit zwei gesegneten und in Form des Andreaskreuzes gekreuzten Kerzen, die der Priester vor Gesicht und Hals der zu Segnenden hält, spricht er: „Auf die Fürsprache des heiligen Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheit und allem Bösen. Es segne dich Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.” Die Segnung gegen Halskrankheit und die Verwendung von Kerzen hat ihren Ursprung in den Legenden. Segnungen am Blasiustag (u.a. Wasser, Brot, Wein, Früchte) sind wie der heute noch übliche Blasiussegen im 16. Jahrhundert entstanden. Ein erstes Segensgebet ist für das 7. Jahrhundert überliefert. Der Empfänger soll sich in die Heilszusage Gottes und in seine Fürsorglichkeit eingebunden erfahren. Segnungen sind Zeichenhandlungen. Sie sollen das Leben von Menschen aus dem Glauben heraus deuten und gestalten. Mit dem Blasiussegen soll deutlich werden, dass die Erlösung, die dem Menschen von Gott zugesagt ist, Leib und Seele meint.

So wünsche ich Ihnen beim Empfang des Blasiussegen auf die Fürsprache des Heiligen die erfahrbare Nähe Gottes, die uns wieder helfen mag, den Alltag gelassener und ausgeglichener zu meistern. Denn letztendlich geht es um ein erfülltes Leben als ganzes, und nicht um einzelne glanzvolle Höhepunkte.

Stefan Stippler
cand. theol.

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