wenzl

 

 




Pater
Josef Wenzl

 

Der Mensch
braucht religiösen Halt im Leben

Freuen auch Sie sich schon lange auf den Monat Mai? Der fünfte Monat des Jahres gilt in unseren Breiten als Garant dafür, dass der Winter dem Frühling Platz macht.
Selbst im tiefen Böhmerwald sprach man vom Wonnemonat Mai, ähnlich wie hier im Schwarzwald, wo sich heuer noch Anfang April die Schneemassen meterhoch türmen. Der Mai galt daheim auch als Marienmonat.  Fast jeden Abend versammelte sich die Dorfgemeinschaft von Woisetschlag (Drei Familien) an der Joslkapelle zur Maiandacht. Unser Vater hatte sie 1930 noch zum Dank für seine heile Heimkehr aus dem 1. Weltkrieg erbauen lassen.
Damals dachte niemand daran, dass das kleine Gotteshaus keine 25 Jahre überstehen würde.
An Sonn- und Feiertagen führte uns oftmals der Kirchgang von der Pfarrkirche in das Stift zur Hohenfurther Madonna und am Nachmittag in einem Bittgang auf Maria Rast am Stein zur Marienandacht mit Predigt. Die schon oder noch gut zu Fuß waren, pilgerten, unterstützt von der Eisenbahn, nach Maria Gojau, Brünnl oder Maria Schnee. Mehrtägige Wallfahrten erreichten sogar Maria Zell im Nachbarland Österreich. Religiöse Bräuche z. B. geweihte Palmkatzerln beim Felderbeten für eine gute Ernte in den Acker zu stecken, machten auf uns Kinder Eindruck. An den Marterln und Bildstöcken, die von H. Lehner mit Freunden seit Jahren wieder aufgestellt und renoviert werden (inzwischen sind es über 100), ging man nicht achtlos vorüber, sondern bekreuzte sich und hielt in Gedanken inne.
Für Bettler und Kostgänger hatte unsere Mutter stets eine Jause oder eine kräftige Suppe. „Der Engel des Herrn“ gehörte zum Tischgebet. Vorwiegend in der Fastenzeit beteten wir gemeinsam den Rosenkranz.
Als bald nach Kriegsende von der Vertreibung der Sudetendeutschen die Rede war und die ersten Familien der Gemeinde ihre Heimat verlassen mussten, war die große Sorge unserer Eltern, wo werden wir wohl hinkommen, werden wir dort auch unseren Glauben leben können!
Gott hat es für unsere Familie gut gefügt. In der Pfarrei Schnaitsee der Erzdiözese München-Freising, unweit vom großen Wallfahrtsort Altötting, haben wir eine neue und geistliche Heimat gefunden.

Ich glaube, dass ich auch für meine neun Geschwister – Theresia und Maria sind 1989 bzw. 2008 gestorben – sagen kann, dass wir den Eltern sehr dankbar sind für unsere Erziehung, dass sie uns den christlichen Glauben fromm und überzeugend vorgelebt haben.

Der Amoklauf des 17- jährigen Tim K. Anfang März 2009 in Winnenden in der Nähe von Stuttgart hat großes Erschrecken und Entsetzen im ganzen Land ausgelöst. Warum, warum konnte solche Brutalität in dem jungen Mann nur hoch kommen und zur Gewalttat drängen? In vielen Diskussionsrunden wurde überlegt und beraten, wie solche Gewaltauswüchse von den Schulen fern gehalten und Schulhöfe abgesichert werden können. Schärfere Waffengesetze werden gefordert. Die Gewaltvideos und Killerfilme gehören zu Recht verboten. Es soll doch gefragt werden dürfen, wem und inwiefern diese gewaltverherrlichenden Erzeugnisse nützen, statt lange zu untersuchen, ob sie nicht doch dem jungen Spieler schaden und er schließlich die Menschen nur mehr als bewegliche Ziele betrachtet.
Es muss sich was ändern, wird verlangt! Aber was? Gesetze und Verbote haben wir genug. Ihre Einhaltung lässt sich aber mit noch so großem Einsatz von Polizisten nicht gänzlich kontrollieren.
Gewissensbildung und Verantwortung vor Gott sind in Vergessenheit geraten. Ohne diesen inneren Halt wird jede/r zum Sicherheitsrisiko. Von Erziehung und Vorbild möchte man gar nicht reden. Ist Religion lebenswichtig!

Don Bosco, mein Ordensstifter, hat vor genau 150 Jahren die heute weltweite Bewegung zur Erziehung junger Menschen gegründet. Sein Präventiv-System fußt auf drei Säulen: Vernunft, Liebenswürdigkeit, Religion.

Ein Kind ist von Kleinauf, ja schon im Mutterleib, eine einmalige Person, die Achtung und Ehrfurcht verdient und ein Recht auf Leben hat. Es will vernünftig, nicht aus Lust und Laune geführt und angeleitet werden.
Ein Kind möchte erleben, dass es willkommen ist, stets von seinen Eltern geliebt ist, was immer auch passiert.
Ein Kind hat ein Recht auf Erziehung – auch im Glauben – die vor allem durch das Vorbild der Eltern gelingt. Wie gehen Vater und Mutter miteinander um? Glauben sie an Gott? Beten sie mit mir und meinen Geschwistern?
Die dritte Säule wird vielen Kindern – auch Tim K. – verwehrt. Das große Tabu unserer Zeit ist Religiösität. Augustinus sagt; „Gott, du hast uns auf dich hin erschaffen und unruhig ist unser Herz bis es ruht in dir“. Das gilt für alle Menschen, in jedem schlummert diese Sehnsucht mehr oder weniger tief. Seine Seele hungert, dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott. Er liebt uns und gibt letztlich unserem Leben Sinn und Erfüllung.
Liebe Landsleute und Bezieher von „Glaube und Heimat“, Ich lade Euch ein, mit mir das Doppeljubiläum der Don Bosco-Familie zu feiern:
• 150 Jahre Gründung des Ordens der Salesianer und
• 75 Jahre Heiligsprechung seines Stifters Johannes Bosco.

„Zum Heil der Jugend, diesem so empfindsamen und wertvollen Teil der menschlichen Gesellschaft erweckte der Heilige Geist unter dem mütterlichen Eintreten Mariens den heiligen Johannes Bosco“. (1. Regel) Die Kirche hat das Wirken Gottes durch die Annahme der Regeln und die Heiligsprechung des Gründers anerkannt.

Don Bosco hatte ein großes Herz für Jugendliche, vor allem für die armen. „Wir lassen Heiligkeit darin bestehen, sehr fröhlich zu sein“. So wurde er ihnen zum Vater, zum Lehrer und Freund. Sie lernten bei ihm spielen, beten und arbeiten. Freundschaft und Respekt voreinander waren groß geschrieben. Don Boscos ganzes Sinnen und Trachten ging daraufhin, dass die Heranwachsenden gute Christen und ehrliche Bürger würden. Don Boscos Werk breitete sich rasch aus. Er gründete einen Männer- und zusammen mit Maria Mazzarello einen Frauenorden. Noch zu Don Boscos Lebzeiten gab es in Europa und Amerika 250 Häuser, die in seinem Geist arbeiteten. Jährlich wurden 18.000 Lehrlinge ausgebildet, aus seinen Schülern sind 6.000 Priester hervorgegangen.
Im Laufe der Jahrzehnte entstanden Laiengemeinschaften und Säkularinstitute im Geiste Don Boscos.
Die Salesianer Don Boscos und die Don Bosco-Schwestern zählen heute mit über 30.000 Ordensleuten zu den größten Gemeinschaften der katholischen Kirche. Don Bosco war ein bescheidener und frommer Priester, der die großartigen Erfolge dem Wirken Gottes auf die Fürbitte Mariens zuschrieb. Ihr zu Ehren erbaute er in Turin die Mariahilf Basilika. Bei der Kirchweihe sagte Don Bosco: Maria hat sich diese Kirche selbst gebaut, jeder Stein kündet von einem Wunder. Im letzten Augenblick vor Baueinstellung erhielt ich immer wieder genau die benötigte Spende. Jedes Jahr feiert die Don Bosco-Familie am 24. Mai das Mariahilffest, das in Turin mit einer kilometerlangen Lichterprozession durch die Stadt begangen wird.

Lasst auch Ihr Euch dafür begeistern! Ihr dürft Euch zu dieser weltweiten Familie zugehörig fühlen, wenn Ihr ein Herz für junge Menschen habt. Eine der Jubiläumsfeierlichkeiten könnt Ihr am Fernsehen miterleben. Am 11. Oktober 2009 wird aus der Don Bosco-Kirche in Augsburg, wo ich am 29. Juni 1966 zum Priester geweiht wurde, vom ZDF der Festgottesdienst übertragen.


Gruß + Segen aus 78120 Furtwangen, Am Engelgrund 2
Euer Landsmann

P. Josef Wenzl SDB

Zum Seitenanfang