Liebe Leserschaft von Glaube und Heimat!

In diesen Tagen bin ich wieder einmal damit befasst, meine Ausrüstung für den Einsatz zu verpacken. Jetzt wird mir vermehrt die Frage gestellt, „wo gehst Du hin, wie bist Du erreichbar?“  Heute ist es selbstverständlich, daß jeder Mensch erreichbar ist. Das Telefon gehört zur Standarteinrichtung jeder Wohnung, Briefe werden in wenigen Tagen weltweit zugestellt, und selbst in den fernsten Winkeln dieser Erde ist man dank Handy oder e-mail irgendwie erreichbar, und auch ich bin in Afghanistan nicht von der Außenwelt abgeschnitten.
Diese technischen Errungenschaften, waren in den Tagen Jesu noch nicht bekannt, gleichwohl gab es Wege und Möglichkeiten eine Verbindung aufrecht zu erhalten.
„Wie können wir Dich dann jetzt erreichen, an deiner neuen Wohnung?“ so würden heute wahrscheinlich die Jünger ihre Frage an Jesus richten angesichts der Abschiedsworte, die er im Johannesevangelium an sie richtet: „Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten“. Ihnen wurde unmissverständlich klar, daß die gewohnte und vertraute Zeit mit Jesus zu Ende ging, daß etwas Neues kommen würde, daß sie noch nicht kennen und begreifen, und einige der Jünger beginnen zu ahnen was es heißt wenn Jesus von seinem Weg nach Jerusalem spricht. Sie sind verwirrt, es fehlt ihnen der Überblick und die Orientierung für die Zukunft.
Diese Situation greift Jesus in Johannes 14 auf und tritt dem entgegen „Euer Herz lasse sich nicht verwirren, glaubt an Gott und glaubt an mich. Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Damit gibt Jesus seinen Jünger einen Ort an, er ist erreichbar im Haus seines Vaters. Im hebräischen Verständnis ist mit Haus einmal das Wohngebäude gemeint, es beschreibt aber auch die Hausgemeinschaft der Menschen, die dort leben, die da eine Heimat haben. Hier ist er erreichbar mit allen die zu ihm gehören, die den Weg dorthin kennen und sich auf den Weg einlassen. Dieser Weg ist er selber: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Wie bist Du erreichbar, Jesus, Gott? Das ist auch unsere Frage heute, und es ist nicht so leicht ihn im Leben zu erreichen. Da genügt nicht die 11833 der Auskunft, die uns mit ihm verbindet. Seine Erreichbarkeit ist der Weg auf den er uns einlädt. Allerdings wird diese Erreichbarkeit nur erfahrbar in den Menschen, die nicht als Zuschauer am Rande stehen bleiben, sondern die sich selber zu ihm auf den Weg machen. Es ist kein Weg der Einzelgänger und Fremdlinge, es ist ein Weg des Miteinanders, es ist oft ein Weg ins Ungewisse und doch ein Weg vertrauter Hausgemeinschaft. Als Getaufte sind wir jetzt schon lebendige Steine im Haus Gottes, wir haben hier schon eine Heimat und geben anderen Heimat auf dem Weg. Wir erreichen Gott im hier und heute, vor allem in der Feier der Sakramente und machen Gott für andere erreichbar in den Werken der Barmherzigkeit, die wir ihnen als Zeugen des Glaubens schenken. Hier findet die Frage nach der Erreichbarkeit Jesu für die junge nachösterliche Gemeinde eine Antwort. Genau wie wir heute, lebten auch sie in den Wirren der jeweiligen Zeit und trotzdem gab ihr Leben aus dem christlichen Glauben vielen eine Antwort auf die Lebensfragen ihrer Tage und machte sie standhaft selbst im Martyrium treu zu bleiben.
Diese Tage der Osterzeit sind auch für uns eine besondere Einladung, uns die Frage nach der Gegenwart Gottes nach seinem Ort in unserem Leben wieder neu beantworten zu lassen, um dadurch auch heute den Menschen die mit uns leben eine Antwort zu geben. Hier ist die Erde und nicht der Himmel, aber der Himmel kann durch Jesu lebendiges Wort im Leben der Menschen auf dem Weg schon beginnen.

Ich wünsche Euch eine gesegnete österliche Festzeit.

Militärpfarrer
Siegfried Weber

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